Logik für Demokraten. Ein Praxisseminar

  • Type: Seminar (S)
  • Chair: Studium Generale. Forum Wissenschaft und Gesellschaft (FORUM)
  • Semester: SS 2025
  • Time: Fr. 25.04.2025
    09:45 - 11:15, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)


    Fr. 16.05.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)

    Fr. 23.05.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)

    Fr. 06.06.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)

    Fr. 04.07.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)

    Fr. 11.07.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)

    Fr. 18.07.2025
    09:45 - 13:00, einmalig
    50.19 Seminarraum 4
    50.19 InformatiKOM 1 (1)


  • Lecturer: Marcel Krüger
  • SWS: 2
  • Lv-No.: 1130710
  • Information: Präsenz
Inhalt

Weltweit sehen sich Demokratien seit einiger Zeit von innen wie von außen erheblich unter Druck gesetzt. Sie haben es mit populistischen und autoritären Angriffen zu tun, die sie zu delegitimieren und die Bevölkerung gegen sie aufzubringen versuchen: Unter ihren Reden werden etablierte demokratische Verfahrensweisen zu Mitteln der Diktatur umgedeutet und Autokraten und tatsächliche Diktatoren zu den wahren Vertretern eines Volkswillens erhoben.

 

Die moralische Empörung, mit der verlässlich (öffentlich) darauf reagiert wird, läuft dabei genauso ins Leere wie die Warnung vor einem neuen Faschismus oder der Nazivergleich. Das Auftreten und der anhaltende Erfolg der AfD in Deutschland, von Fidesz und Viktor Orbán in Ungarn oder von Donald Trump und der neuen Administration in den USA geben beredt Beispiel davon.

 

So erschreckend diese Entwicklung ist, als Phänomen ist sie nicht neu.

 

Schon in der Antike haben den heutigen Populisten ähnliche Demagogen demokratische Strukturen genutzt, um diese gegen sie selbst zu wenden. Genau so lange wie es Angriffe auf die Demokratie gibt, gibt es aber auch philosophische Reflexionen darüber, wie diese Demagogie, die zum Sturz von Demokratien führen kann, funktioniert. Eine der wichtigsten Erkenntnisse:

 

Demokratisches Denken und ein ihm entsprechendes Handeln ist keine Frage der Theorie oder des richtigen moralischen Standpunktes, sondern gelebte Praxis. Sie äußert sich unmittelbar im Tun, zum Beispiel darin, dass und wie man am öffentlichen Diskurs teilnimmt.

 

Wie bei jeder anderen Praxis lassen sich auch demokratisches Denken und Handeln und die Angriffe auf sie logisch beschreiben. Dabei zeigt sich, dass sowohl populistisches als auch totalitäres Denken (als Grundlage autoritären Handelns) einer anderen Logik folgen, als das für das demokratische Denken und Handeln gilt. Darin liegt auch der Grund, warum moralische Empörung die Angriffe oft nicht abwehrt, sondern verstärkt. Denn während es der moralischen Empörung im Diskurs darum geht, anzuzeigen, dass gerade die Grenzen des Sagbaren erreicht sind und inhaltlich nicht tolerierbare Positionen vertreten werden, sind diese inhaltlichen Positionen dem populistischen und dem totalitären Denken sekundär. Sie zielen stattdessen auf etwas anderes: Es geht (zunächst) nicht darum, sich inhaltlich im Diskurs durchzusetzen. Es geht darum, den Diskurs selbst zu stören und zu verunmöglichen.

 

Wer den Angriffen auf die Demokratie in der Demokratie also etwas entgegensetzen möchte, der muss allererst verstehen, welcher Logik diese Angriffe folgen.

 

Seminaraufbau

 

Im Seminar werden wir uns daher die Logiken des populistischen, des totalitären und des demokratischen Denkens und ihre Unterschiede anschauen. Dabei wird sich zeigen, dass populistisches und totalitäres Denken unvernünftig sind – weil sie bis zur Selbstzerstörung widersprüchlich sind. Demgegenüber wird sich das demokratische Denken als das vernünftige, mit sich übereinstimmende Denken zeigen. Diese analytische Betrachtung wird den ersten Teil des Seminars ausmachen. Hier werden wir auch einsehen, warum und inwiefern das demokratische Denken und Handeln einer ethische Haltung gegenüber dem anderen entspricht.

 

Im zweiten Teil werden wir uns schließlich intensiv in diesen Logiken üben, denn demokratisch zu denken und entsprechend zu handeln ist genau das: ein praktischer Vollzug. Auf diese Weise lernen wir, der Unvernunft wirksam mit Vernunft zu begegnen, statt ihr hilflos gegenüberzustehen oder ihr mit moralischer Empörung in die Falle zu gehen.

Vortragssprache Deutsch
Organisatorisches

Das Seminar ist offen für alle Studierenden des KIT und richtet sich insbesondere an jene, die sich in demokratischer Praxis üben wollen. Außer der Bereitschaft zur aktiven Beteiligung werden keine besonderen Kenntnisse vorausgesetzt.